Sonntag, 16. Dezember 2012

Ihr Lieben,

nach langen Wochen des Schweigens bin ich nun aus dem internetlosen Kotpad zurück und mit mir im Gepäck habe ich wahnsinnig viele Eindrücke, Erfahrungen, Reize und Herzensbilder. Ich versuche, ein paar davon mit euch zu teilen! 


Den November habe ich mit der Gemeindepastorin Nivedita Gorda in Kotpad zusammen gearbeitet, einer Stadt, die umgeben ist von zahlreichen romantischen kleinen Dörfern und unglaublich weiten Feldern.

Auch Nivenditas Gemeinde ist ein recht kleines Dorf mit nur 13 Familien, dafür aber einer florierenden Gemeindearbeit – alle wollen Gottesdienst feiern, singen, Bibel lesen, Geschichten hoeren, Bäume pflanzen, kreativ sein. Dabei unterscheidet sich der Ausdruck des Glaubens der Menschen sehr von den Menschen in der Stadt. Alles geht etwas langsamer und einfacher zu, dafür aber auch mit unheimlich viel Herzblut, Liebe und Engagement. Dort bei Andachten mit hoch theologischen Sachverhalten punkten zu wollen, ist nicht die beste Idee. In den letzten Wochen habe ich wirklich gelernt, in meiner kleinen Lebenskiste zu wühlen und alles an Anekdoten und Geschichten, die mir und anderen so passiert sind, auf diverse Bibeltexte hinzudeuten und den Menschen so mit lebendigen Geschichten, Gestik, Mimik und Humor die manchmal etwas kniffeligen Texte für ihr heutiges Leben nahe zu bringen und in einen sinnvollen Kontext zu stellen.

Auch die Freude und Begeisterung, die einem auf den Dörfern entgegen gebracht wird, ist einfach unglaublich! Nivedita hat mich täglich in anderen Gemeinden vorgestellt und überall wurde ich überschwänglich mit Blumenkränzen, Bibelversen und Gesang begrüßt. In jeder Gemeinde habe ich auch eine kleine Andacht mit einer theologischen Reflexion eines Bibelverses gehalten. In Kotpad habe ich viel arbeiten können und unter anderem lutherische Theologie unterrichtet, Andachten gehalten, den Kindern aus der Sunday School Lieder beigebracht und Bibelgeschichten erzählt, jede Menge Quatsch mit den Lütten angestellt, jeden Sonntag habe ich in unterschiedlichen Gemeinden gepredigt, tausende von Händen geschüttelt, Gebete gesprochen für kranke Dorfbewohner, die Frauenkreise besucht, Prayer Groups begleitet... Ich habe unglaublich viele theologische, kulturelle und zwischenmenschliche Erfahrungen und Eindrücke sammeln können und sowohl das indische Dorfleben, als auch, durch den engen Kontakt zu Nivedita und ihrer Familie, das Leben in der typischen indischen Familie sehr genau kennen lernen können. Von Nivedita und ihrem Mann und auch vom Rest der Familie wurde ich wie eine Tochter aufgenommen und der Abschied fiel uns am Ende tatsächlich sehr schwer. Auch theologisch wurde ich unglaublich gefordert, und Nivedita hat mich nicht nur als neues Familienmitglied betrachtet, sondern auch als vollwertige Kollegin. Sie war immer sehr interessiert an meiner Meinung und hat mich in alle gemeindlichen Dinge ganz mit einbezogen. In diesen vier Wochen habe ich auch wieder gemerkt, dass ich genau das richtige studiert und mir genau den richtigen Beruf ausgesucht habe – Ich bin hier absolut und 100 % in meinem Element! Mein Oriya wurde in Kotpad ebenfalls von Tag zu Tag besser, ich bekam sogar Privatunterricht von Niveditas Mutter, einer ehemaligen Lehrerin, die mir beigebracht hat, Oriya zu lesen und zu schreiben. Jetzt muss ich nur noch üben, üben, üben! 


Bei aller Anstrengung und Dauerpräsenz, mit der ich in Kotpad konfrontiert war, habe ich dort wirklich vier tolle, intensive und eindrucksvolle Wochen verlebt!
 
Aber seht selbst, was so los war in Kotpad – viel Spaß und willkommen zurück!



 



Das Widow Ashram - mein kleines Paradiesgaertlein, in dem ich ein Gaestezimmer beszogen habe. Im Widow Ashram leben verwitwete Frauen ohne Familie. Hier kochen sie zusammen, feiern Andachten und haben einander. Hier wird eine tolle und wichtige Arbeit geleistet!

  
Mein kleines Reich, samt Chitipiti. Eine Maus hatte ich auch, die ließ sich allerdings nicht vor die Linse bugsieren - dafür war sie nachts um so aktiver und willig, mich um den Schlaf zu bringen, indem sie mein Hab und Gut auseinander nahm






 Meine Students des Layleadership Trainings. Bauernregel Numer 2734 - Jeden Tag ein Bisschen lutherische Theologie hält wach, frisch und munter! Und wenn ich Süßigkeiten mitgebracht habe, konnten sich alle gleich viel besser an den gelernten Stoff der letzten Stunde erinnern - komisch
...!

 


                                          Die Kirche in Kotpad




     
Ein Sonntag auf den Dörfern, mit Gottesdienst, Lunch bei Bekannten und wunderschönen Eindrücken unterwegs.




                                      Meine Kotpad-Familie!



 
 Gemeindebesuch in Bhansuli, ein kleines Dorf, das an atemberaubenden Wasserfällen gelegen ist.




  
Besuch des Girls Hostels in Kotpad. An die 60 Mädchen aus den umliegenden Dörfern leben hier, gehen zur Schule und wuppen ihren Alltag ohne ihre Eltern. Was für Mädels aus Deutschland wahrscheinlich unvorstelltbar ist, ist für die Mädchen hier ganz normal!

Die Frauen der Gemeinde in Bondaguda lernen lesen und schreiben - ein ganz großer Tag im Leben dieser Frauen! Selber die Bibel zu lesen oder Lieder aus dem Liederbuch zu singen ist den meisten Frauen auf den Dörfern nicht möglich, weil sie lesen noch schreiben gelernt haben. Hier hat die Arbeit auf dem Feld die oberste Priorität, um das Überleben der Familie zu sichern. Bildung steht da an zweiter Stelle.
















 Was wir in Deutschland als "Henna" kennen, heißt hier "Mehendi". Richie, meine "Gastschwester" hat mich, ganz ohne Schablone, traditionell indisch verziert. Sieht toll aus und riecht sogar gut!







"Meine" Gemeinde ein Kharlahandi. Hier habe ich Sunday School unterrichtet, Youth Prayer geleitet und gepredigt.









                            Die Primary School in Kotpad.